12.01.2022 - Wie Unternehmen durch Netzwerkarbeit Fachkräfte finden
Arbeitgebermarke EIFEL als Best-Practice Beispiel bei INQA vorgestellt
Zusammen ist man weniger allein: Das gilt auch für Unternehmen auf der Suche nach Fachkräften.
Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen sind regionale Fachkräftenetzwerke ein starker Hebel.
Der Automobilzulieferer WITTE nutzt die Netzwerkarbeit kreativ, um seinen Bedarf an Fachkräften in der Eifel zu decken.
Auf dem Arbeitsmarkt haben sich die Verhältnisse umgekehrt: In vielen Berufszweigen bewerben sich nicht mehr die Arbeitskräfte beim Unternehmen, sondern die Unternehmen bei den Arbeitskräften. Um in dieser Situation nicht alleine zu sein, arbeiten viele Betriebe in Netzwerken zusammen. Im Team werben sie für ihre Region, stemmen Kampagnen und Messeauftritte und unterstützen sich gegenseitig bei der Vermittlung von Bewerber*innen.
Die regionalen Fachkräftenetzwerke machen einen messbaren Unterschied. Jedes dritte Unternehmen gibt an, schneller offene Stellen besetzen zu können. Zu diesem Ergebnis kam 2018 die Umfrage „Zur Relevanz der Arbeit regionaler Netzwerke“, bei der 178 Netzwerkpartner aus ganz Deutschland antworteten. KMU profitieren ganz besonders von Kooperationen: Sie stehen selten im Fokus. Zulieferer und Dienstleister im Hintergrund haben es besonders schwer, weil sie oft nur in ihrer Branche bekannt sind.
Auf gute Nachbarschaft: Der Zulieferer WITTE hilft Netzwerkpartnern und sich selbst
Diese Erfahrung macht auch der Automobilzulieferer WITTE Automotive in der Eifel. Das Unternehmen mit einem Standort in Bitburg liefert Türaußengriffe an namhafte Hersteller, muss aber um Fachkräfte kämpfen. Seit mehreren Jahren tut WITTE dies gemeinsam mit anderen engagierten Unternehmen in der Eifel – im Netzwerk der „Arbeitgebermarke Eifel“.
- Die Seite www.jobs-in-der-eifel.de bündelt Stellenangebote und positioniert sie in Suchmaschinen-Rankings. So landen Arbeitsuchende schneller bei WITTE. Das Unternehmen gibt an, 10 bis 20 Prozent mehr Bewerbungen zu erhalten.
- WITTE und die Bitburger Brauerei tauschen Mitarbeiter*innen. Im Sommer produziert die Brauerei mehr. Einige Arbeitskräfte, die bei WITTE als Leiharbeiter*innen tätig sind, helfen dann der Brauerei – etwa in der Logistik.
- Netzwerkmitglieder geben intern Wissen weiter. In einem Vortrag erzählt WITTE etwa, wie es Fahrradleasing für Mitarbeiter*innen anbietet.
- Das Netzwerk geht gemeinsam auf Schulen zu. Die Lehrer*innen sind grundsätzlich offener für eine Präsentation, wenn Unternehmen gebündelt auftreten.
Mehr Bewerbungen, höhere Wahrnehmung: Die Eifel macht es vor
Rund 40 Unternehmen sind inzwischen im Netzwerk organisiert, um Fachkräfte in der Eifel zu halten, sie zurückzugewinnen oder ganz neu anzuwerben. Das ist nicht nur für WITTE ein Gewinn. Von allen Netzwerkpartnern gibt die Hälfte an, offene Stellen nun schneller besetzen zu können. Drei Viertel finden, dass die Netzwerkarbeit stark oder sehr stark die Eifel als Region mit starken Arbeitgeber*innen positioniert.
Das EIFEL Fachkräftenetzwerk setzt auf eine schlanke Struktur: Es lebt von Mitgliedsbeiträgen, dem Engagement der Unternehmen und bekommt keine öffentliche Förderung. Die meisten vergleichbaren Netzwerke jedoch sind (noch) auf Förderung angewiesen. Eine öffentliche Finanzierung ist oft der Auftakt. Langfristig versuchen viele Netzwerke, sich selbst zu tragen.
Netzwerke wirken nach innen: Unternehmen entwickeln ihre Strategien weiter
Netzwerke verbessern nicht nur den Kontakt zu Arbeitskräften. Auch viele Unternehmen entwickeln sich in der Netzwerkarbeit weiter. Mehr als die Hälfte der Netzwerkpartner gibt laut der Umfrage von 2018 an, teilweise oder sogar stark neue Rekrutierungsstrategien entwickelt zu haben. Der Austausch im Netzwerk regt unternehmensinterne Prozesse an und stärkt die Aufmerksamkeit für eine neue Realität: Unternehmen müssen sich als attraktive Arbeitgeber profilieren, um ausreichend Nachwuchs werben zu können.
Netzwerke helfen den Unternehmer*innen und Personaler*innen jedoch nicht nur in der Werbung und auf Social Media – unter ihrem Dach finden Veranstaltungen statt und Online-Jobbörsen entstehen. Dass gerade kleine und mittlere Unternehmen im Verbund stärker sind, hat die Coronakrise gezeigt. Jobmessen als eine der wichtigsten Kontaktbörsen fielen aus. Im Vorteil waren hier diejenigen Unternehmen, die sich partnerschaftlich mit anderen einen Plan B ausdachten.
Quelle Text: INQA-Netzwerkbüro
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