15.04.2025 - Vier junge Männer im „Frauenberuf“ Pflege
EIFEL Arbeitgeber - Schwesternverband setzt auf Nachwuchsarbeit
Die Pflegeschule in Bitburg wurde 2018 vom Schwesternverband gegründet, um die bestehende Personalnot in der Pflege in der Eifel zu verringern. Gerade die Grenznähe zu Luxembourg macht es den Pflegeeinrichtungen in der Eifel schwer, Fachkräfte zu finden und langfristig an sich zu binden. Der Schwesternverband setzt daher auf die Nachwuchsarbeit, denn eins zeigt sich, wenn die Personalstatistiken genauer betrachtet werden: diejenigen Pflegekräfte, die einmal für etwas längere Zeit in einer Einrichtung des Schwesternverbandes gearbeitet haben, bleiben oft auch und es gibt nicht nur einen Rückkehrer.
Beim Schwesternverband arbeiten viele langjährige Mitarbeiter*innen. Dies wird jedes Jahr auch bei der Würdigung der Dienstjubiläen sichtbar. 10 Jahre oder sogar 25 und selbst 40 Jahre beim Schwesternverband sind keine Seltenheit. Das liegt vielleicht an der Familienfreundlichkeit des Unternehmens, vielleicht aber auch an den kleinen Einrichtungen, in denen jeder jeden kennt und in denen ein familiäres Zusammenarbeiten möglich ist. So wundert es kaum, dass dies auch die Eigenschaften sind, die die „Pflegeschule Bitburg“ auszeichnen. Gerade mal drei Kurse in der generalistischen Fachkraft-Ausbildung und ein Altenpflegehelfer-Kurs. „Hier herrscht eine eher ruhige Atmosphäre im Vergleich zu anderen Schulen, man kennt sich schon sehr gut und es besteht ein fast familiäres Verhältnis untereinander“, erzählt Lehrkraft Anja Manhenke-Urbanus. Dies habe den Vorteil, dass man seine Schüler*innen kenne, auch deren Hintergründe und die Lebenssituationen, den Werdegang – so könne man noch besser auf die angehenden Pflegekräfte eingehen und sie unterstützen. Auch unter den Schüler*innen herrsche ein freundschaftliches Miteinander. Gerade zeige sich dies auch in dem momentanen Altenpflegehelferkurs, in dem ein außergewöhnlich hoher Anteil an angehenden männlichen Teilnehmern zu finden sei. Ganze sieben Männer im Altenpflegehelferkurs, das sei schon was besonders, da sind sich die Lehrer*innen einig. Einer hat mittlerweile die Ausbildung abgebrochen, aber vier der Azubis standen uns in einem kleinen Interview Rede und Antwort.
Vier Männer auf dem Weg in den „Frauenberuf Pflege“
Alexandru Russo (nicht auf dem Foto) ist 16 Jahre alt. Seine Schwester ist ebenfalls an der Schule vom Schwesternverband in der Ausbildung zur Pflegefachfrau und das was sie erzählte, hörte sich gut an für den Bruder. Im August 2024 trat Russo seine Ausbildung an der Pflegeschule Bitburg an. Es mache ihm Spaß, mit so vielen Menschen zusammenzuarbeiten und er freue sich, das Leben der Senior*innen verbessern zu können. Generell findet er die praktische Arbeit sehr abwechslungsreich und ihm gefällt es, eine „Beziehung“ zu den Bewohner*innen aufzubauen. Vor allem der medizinische Teil der Ausbildung, die vielen Krankheitsfelder, die es zu lernen gibt, findet er sehr interessant. Für ihn gibt es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen in der Pflege. Er versteht auch nicht warum das ein Frauenberuf sein solle. Zwar würde er „schwierigere Fälle“ übernehmen, bei denen mehr Kraft benötigt wird, aber ansonsten sei die Arbeit gleich. „Man merkt aber, dass sich die männlichen Bewohner echt freuen, wenn mal ein Mann zur Pflege ins Zimmer kommt“, so Russo.
Genauso sieht es Henry Ritter (in der Mitte). Er komme gut mit den Frauen klar, merke keinen Unterschied in der Zusammenarbeit mit Männern. Allerdings habe er sich zu Beginn der Ausbildung schon gefreut und war überrascht, so viele Mitschüler im Kurs zu haben. Der 16-Jährige kam über ein Schulpraktikum in die Pflege. Dieses habe ihm so gut gefallen, dass er quasi geblieben ist. Die Helfer-Ausbildung mache er erstmal zum Kennenlernen, strebe danach das Examen zum Pflegefachmann an. Sein großer Traum: irgendwann mal Heimleiter zu werden. Er liebt die Arbeit mit alten Menschen und er brauche einfach soziale Kontakte. Ritter konnte sich das vor seinem Praktikum gar nicht vorstellen, aber er kam jeden Tag mit einem guten Gefühl nach Hause und da dachte er: „Ich fange einfach mal an.“ Und das kann er auch nur jeder/m Schüler*in empfehlen: Die Pflege ist Abwechslungsreich, kein Tag ist wie der andere und es werden so viele Leute gesucht; da sollte jeder mal drüber nachdenken und es einfach ausprobieren.“
Marvin Müller (links) geht abends ebenso mit einem guten Gefühl nach Hause. Er helfe gerne den Senior*innen und kann die Ausbildung nur empfehlen. Zumindest denjenigen, die Interesse an Pflegethemen und Menschen haben, denn es gehe im Job ja um Menschenleben. Der 17-Jährige hat bereits seiner Mutter, die ebenso Pflegefachkraft ist, bei der Pflege der Großeltern geholfen und so gab es für ihn nach dem Schulabschluss eigentlich nicht viel zu überlegen und er bewarb sich direkt: „Es ist wichtig, dass es Pflegekräfte gibt und die Arbeit macht mich glücklich.“ Marvin Müller macht es Spaß zu lernen. Das Wissen, das man erwerbe, gerade auch im medizinischen Bereich, sei einfach cool. Und es sei ein sicherer Job. Er selbst fühle sich als Mann in der Pflege schon manchmal im Vorteil. Man werde oft bei schwierigen Parts zur Hilfe gerufen und dadurch mehr geschätzt, so habe er das Gefühl. Und den Bewohnern gefalle es auch. Die Pflegeschule Bitburg gefällt Müller ebenso sehr gut. Da es eine kleine Schule sei, hätte man mehr Freiraum und die Lehrer hätten mehr Zeit für die einzelnen Schüler*innen – das biete nur Vorteile.
Sebastian Arnoldy (rechts) ist einer der Späteinsteiger in seiner Klasse. Der 39-Jährige habe früher auf dem Bau gearbeitet und dann jahrelang in der Seniorenbetreuung. Nun wurde es ihm da etwas zu langweilig und er entschloss, nochmal was anderes zu machen. Auf Vorschlag der Arbeitsagentur begann er 2024 die Pflegehelfer-Ausbildung. Heute kann er sich gar nichts mehr anderes vorstellen. „Es gefällt mir, die Arbeit ist so abwechslungsreich, ich will eigentlich nix anderes mehr machen.“ Seiner Erfahrung nach seien Männer in der Pflege zwar begehrt, aber keine Rarität. Er habe bereits während der Arbeit in der Betreuung immer wieder Männer in der Pflege kennengelernt. Wer keine Lust auf alte Menschen oder eine soziale Arbeit habe, sollte lieber gar nicht mit einer Ausbildung anfangen. Auch nach einem Zwei-Wochen-Praktikum sei man immer noch unwissend. Junge Leute, die es ausprobieren möchten, die sollten schon ein längeres Praktikum oder ein Freiwilliges Soziales Jahr machen, bevor sie eine Entscheidung treffen. Die kleine Bitburger Schule sieht Arnoldy als Vorteil. Die Lehrer könnten die Schüler*innen viel besser unterstützen und auf jeden einzelnen eingehen.
Quelle: Schwesternverband
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